von Peter Suchland (im März 2003)
Mein nachfolgender Bericht befasst sich mit den von mir während einer 8-tägigen Testphase gesammelten Erfahrungen mit dem TMR-Ramses Lautsprecherkabel sowie zwei Ramses Kleinsignalkabeln in symmetrischer XLR-Ausführung.
1. Die Vorgeschichte:
Beginnen möchte ich zunächst mit meinen Anlagen-Komponenten:
Als Quellen dienen mir ein Accuphase DP-55V CD-Spieler und ein Tuner T-109V, ebenfalls von Accuphase. Die Signale gehen (oder besser gingen...) jeweils über ein symmetrisches HMS Sestetto MK II zu meinem Vollverstärker Accuphase E-408 und von dort per HMS In Concerto MK II zu einem Paar Dynaudio Contour S 1.4 auf Dynaudio Lautsprecherständern "Stand 2".
Mein Hörraum ist ein durchschnittliches deutsches Wohnzimmer mit 23qm Wohnfläche und normaler Möblierung. Die Akustik ist eher als hallig denn überdämpft zu bezeichnen. Als Tonbasis dient mir ein Creaktiv Audio 1-5, die Stromversorgung kommt komplett von HMS (Filterleiste/Netzkabel).
Im Sicherungskasten ist noch eine spezielle Schmelzsicherung montiert, die Zuleitung endet in einer HMS-Steckdose.
Nun aber zum Wesentlichen dieses Berichtes, meinen Eindrücken.
Nicht dass ich unzufrieden war mit meinen Komponenten, aber irgendwie hatte ich ständig das Gefühl, hier muss doch noch mehr gehen, der letzte Kick fehlte noch... (das können die meisten Hifi-Virus-Infizierten wohl nachempfinden).
Nachdem ich zuvor des öfteren (um genau zu sein, dreimal) die Lautsprecher wechselte (zunächst Stand-LS, dann Kompakt-LS) und mich nach und nach dem Optimum in meinem Wohnzimmer näherte, besann ich mich auf gute alte Zeiten, die bei mir im Jahr 2000 zunächst endeten und ich meine bis dahin geliebte High-End-Kette wegen Nachwuchses wohl oder über verkaufte. Die folgenden drei Jahre waren schwer zu überstehen, aber die Freude auf den Wiedereinstieg war dann um so größer.
Was hat das nun alles mit der Firma TMR zu tun?
Ganz einfach, früher besaß ich ein Paar TMR-Standard II, die Vorstufe CA 1 und die hauseigene Ergänzung in Form der Endstufe SMA 1, gefüttert mit Signalen vom Accuphase DP-65 und des Tuners T-109. Meine Liebe zu den Champagner-farbenen Boliden lässt sich bis heute, nachdem ich wie schon zu erahnen ist, Ende 2003 auf die High-End-Bühne zurückkehrte, nicht leugnen.
Deshalb musste es auch beim "Wiederaufbau" diesmal - praktisch zur Komplettierung des Ketten-Gedankens - ein großer Integrierter von Accuphase sein. So wurde es schließlich der E-408. Hätte die Optik, bzw. mein Ziel zur Erreichung eines "einheitlichen Klanges", eine untergeordnete Rolle gespielt, wäre es wohl der Vollverstärker TMR CMA 1 geworden. Dieser bringt ja viele Vorteile der TMR Vor-/Endkombi praktisch in einem Gehäuse mit. Und wie hervorragend die geht, das ist mir noch in guter Erinnerung.
Jetzt aber endlich zu den TMR-Ramses Kabeln, denn darum soll es hier hauptsächlich gehen. Irgendwie beschlich mich immer ein gewisses Gefühl der "Kälte" und "Verhangenheit" des Klangbildes beim Musik hören. Ich vermisste gewisse Klangfarben, ich konnte mich eines flachen Eindrucks nicht erwehren. An den Accuphase-Geräten konnte es doch eigentlich nicht liegen, auch die Dynaudios spielen nach meinen Erfahrungen sehr sauber und offen. Die Stromversorgung sollte auch kein Thema sein, diverse Versuche mit Netzkabeln- und Leisten brachten zwar hörbare Unterschiede, aber keine wesentlichen Verbesserungen.
Gut, der Raum ist nicht gerade akustisch optimiert, ist aber allgemein als guter Kompromiss zwischen "wohnen" und "hören" zu bezeichnen.
Also blieb als letzte Hoffnung der Austausch der NF-Kabel, die LS-Kabel "In Concerto" hatte ich bis dahin für schwer zu übertreffen eingestuft - was sich später als Irrtum herausstellen sollte, denn es kam alles ganz anders...
Es folgte ein sehr ausgiebiges und amüsantes wie nettes Telefonat mit Herrn Rudolph, in dem auch viel über alte "Sinus-Zeiten" geplaudert wurde. Durch einige Presseberichte war ich auf die Ramses-Kabel aufmerksam geworden, in denen deren extreme Neutralität immer hervorgehoben wurde. Das machte mich neugierig - wollte ich doch schließlich auch meine Komponenten hören und nichts anderes. Für Kompensationen oder Verfälschungen des Klanges gibt es wohl genug andere Hersteller.
Herr Rudolph bot mir sofort zwei Paar NF-Ramses zum kostenlosen und unverbindlichen 14-Tage-Test an, und ich nahm das Angebot dankend an.
"Er lege noch ein passendes LS-Kabel in entsprechender Länge und Konfektionierung bei"...ebenso völlig unverbindlich und nur "um mal zu vergleichen...", so Herr Rudolph. "Na gut, man kann ja mal probieren..." entgegnete ich.
Heute sage ich: Danke, dass TMR die Ramses-Serie erschaffen hat!
2. Der Hörbericht:
Schon zwei Tage nach unserem Telefonat traf ein großes DHL-Paket bei mir ein, es beinhaltete wie versprochen die gewünschten beiden NF-Kabel sowie das "LS-Bonbon" nebst sehr ausführlicher mehrseitiger Bedienungsanleitung. Zunächst überkam mich ein kalter Schauer beim Anblick des LS-Ramses. "Das sieht ja aus wie ein Sicherheitsgurt" - so mein 4-jähriger Sohn. Egal, alle HMS-Strippen abgekabelt und gegen die TMR's ausgetauscht. Was dann geschah verwunderte mich, obgleich ich es, um ehrlich zu sein, erhofft hatte.
So las ich immer wieder von einer benötigten längeren Einspielzeit der Ramses-Kabel, um ihr volles Potenzial ausschöpfen zu können. Nichts da! Sofort nach dem Einschalten meines Tuners hörte ich Klänge, wie ich sie vorher noch nie aus meinen Dynaudios vernehmen konnte. Die etwas unterkühlten, leicht verhangenen Klänge, die mir fehlenden Klangfarben, sind einem angenehmen, detaillierten und offenen Klang gewichen. Eis ist geschmolzen - Kälte hat sich in Wärme umgewandelt, die Veränderungen kann ich guten Gewissens als deutlich bezeichnen. Der so wichtige Stimmbereich hatte erstmals "Schmelz", der Bass den von mir so oft vermissten Druck, gepaart mit fesselnder Dynamik. Alles erscheint schneller, plastischer, präziser auf den Punkt! Diese Eindrücke kommen wohlgemerkt nur vom Radio hören!
Jetzt hatte ich erstmals das Gefühl, endlich nur noch Musik zu hören und nicht mehr nach Verbesserungen zu suchen.
Sehr auffällig wurden nunmehr selbst die klanglichen Unterschiede der einzelnen Radiostationen zu Gehör gebracht, es klang einfach auf jeder Station anders - mal eher hell, mal eher dunkel timbriert, aber niemals lästig, muffig oder gar agressiv. Nach mittlerweile 8 Tagen rastete das Klangbild dann förmlich ein, die Homogenität nahm nochmals zu, alles erschien ordentlich an seinem Platz, ohne aber nach meinem Empfinden von sehr großen Sprüngen zu reden. Für solche Vergleiche sind Jazz- oder Klassikstationen, aber auch Nachrichtensender mit vielen Solo-Stimmwiedergaben sehr geeignet. Das anfangs schon gut sortierte Puzzle setzte sich nur restlos harmonisch zusammen. Die Ramses-Kabel zeigten mir von Beginn an, was in meiner Kette noch möglich war. Ich kann erst jetzt den "echten" Charakter meiner Anlage, besonders den meiner Accuphase-Komponenten, richtig genießen.
Zugegeben, ich höre sehr viel Radio, überwiegend Pop-Stationen, aber eben auch Jazz und Kulturelles, aber natürlich möchte ich meiner Anlage auch ab und wann richtig gute Töne entlocken - nämlich per CD!
Und somit komme ich zum Kernpunkt meines Tests.
Mein bevorzugter Musikstil geht auch hier in Richtung "Black-music", Soul, Funk, Pop, Rock - aber auch audiophile Leckerbissen stehen auf dem Speiseplan, wie die hier zum Test herangezogenen Scheiben von Rebecca Pidgeon (The Raven), Sarah K (K), Audio - Voices & Instruments sowie Blow Up, Cafe del Mar, die Burmester-Test-CD und viele weitere, hier nicht näher benannte gute Silberlinge. Der klangliche Gewinn mit den Ramses war bei allen Musikrichtungen klar zu verzeichnen. Hervorheben möchte ich nochmals die grandiose Fähigkeit der Ramses-Kabel, Stimmen glaubhaft, mit Brustkorb und Volumen sowie frei von Heiserkeiten in den Raum zu stellen. Als Bravourstück sei hier Lenny Kravitz auf der "Audio - Voices & Instruments" erwähnt. Unglaublich, wie realistisch sein "Öffnen des Mundes, das Luftholen und Schnalzen mit der Zunge" nunmehr aus den Dynaudios perlt. Auch Instrumente bringen jetzt endlich wunderschöne Klangfarben, haben "Körper".
So hatte ich das vorher nie gehört. Es scheint bei mir, als würde der berühmte "Vorhang" aufgezogen. Gut, sicher gibt es in meiner Sammlung auch viele CD's von schlechter Klangqualität, aber auch diese klingen jetzt nicht etwa schlechter als vorher, zwar immer noch nicht gut, aber eben auch nicht mehr so schlecht wie zuvor.
Es ist, als wäre tatsächlich nur das zu hören, was mir der jeweilige Datenträger liefert. Nicht mehr und auch nicht weniger. So soll es sein, ich halte es wie die Dänen von Dynaudio: Die Wahrheit, keine Lügen - auch wenn es manchmal wehtut.
3. Fazit:
Bereits nach 8 Tagen brach ich meinen "Test" ab, dankte Herrn Rudolph für die wunderbare Bereicherung meiner Anlage und behielt schließlich alle drei Kabel - also auch das nicht eingeplante Lautsprecherkabel!
Ich wollte einfach nicht mehr zurück, zu überzeugend erschien mir auch hier der Kettengedanke. Ob sich die vielen positiven Eindrücke in den nächsten Tagen und Wochen noch steigern lassen, ich wage es zu hoffen, bin aber schon jetzt restlos zufrieden.
Einzig der Versuch einer TMR-Netzleiste STL 7as samt NK2-Kabeln spukt noch in meinem Kopf herum, aber das ist ein anderes Thema - womit wir wieder beim Kettengedanken wären...
Peter Suchland