Von Stefan Gawlick (im März 2002)
(Email, veröffentlicht mit freundl. Genehmigung des Verfassers)

Lieber Herr Rudolph,
vor einigen Monaten haben Sie mir Ihre Ramses LS- und NF-Kabel zum Testen geschickt.
Da mir für den Test in image hifi 45 nur 1150 Anschläge zur Verfügung stehen, Sie aber einen detaillierteren Bericht über meine Erfahrungen bekommen sollen, schreibe ich Ihnen diese Zeilen.
Über die "Philosophien" diverser Kabelhersteller haben wir uns ja schon telefonisch gründlich ausgetauscht, weshalb ich mich diesem Thema hier nicht mehr widmen werde. Überhaupt sind mir die technischen Herangehensweisen der Produzenten relativ egal, wenn nur das Ergebnis stimmt.
Und damit komme ich zum eigentlichen Punkt: Dem "Klang" dieser Kabel.
Mit absoluter Begeisterung kann ich Ihnen bescheinigen, dass Ihre Kabel nicht klingen!
Bitte nicht falsch verstehen, hier geht es nicht um Häme über ein missratenes Produkt, nein, in Gegenteil!
Die Ramses Kabel entsorgen sich klanglich selbst, treten nach einer - zugegeben längeren - Einspielphase einfach nicht mehr im Gesamtklang der Anlage in Erscheinung.

Die oben genannte lange Einspielphase und das völlige Fehlen einer klanglichen Signatur können allerdings beim nur kurzen Reinhören zu Fehlurteilen führen.
Zu stimmig, in sich geschlossen und frei von Eigenheiten ist dieses Kabel, um den Hörer mit irgendwelchen Effekten zu beeindrucken. Ein großartiges und wohl auch letztes Kabel für den, der sich Zeit zum Hören und Genießen nimmt.
Es erfordert allerdings - wie viele neutrale Komponenten (und nichts anderes sind Kabel in einer guten Anlage) - eine sorgfältige Auswahl der Geräte und Lautsprecher, da nun ausschließlich deren Eigenheiten zum Tragen kommen.

Folglich ist das Ramses auch nichts zum Kompensieren irgendwelcher Schwächen.
Ein entsprechende Warnung an die Kunden könnte hier von Vorteil sein, kann sie doch vor Fehlurteilen oder Enttäuschungen bewahren.
Auch ich habe dieses Kabel anfangs im Vergleich mit teuren Konkurrenzprodukten unterschätzt - zu leicht lässt man sich von einem gut gemachten, letztlich aber dennoch nicht erwünschten Effekt des ein oder anderen Kabels einlullen.
Wenn man sich aber ehrlich durchgehört hat und sich auch nicht von weitaus dickeren Preisschildern beeindrucken lässt, erwartet einen nichts weniger als ein tadelloses, klanglich nicht vorhandenes Kabel. Glückwunsch!

Noch ein paar Worte zur Einspielzeit.
Zu Beginn wirkt das Ramses einfach nur unauffällig, bieten einen netten Raum, eine schöne Sauberkeit und - als einzigen Merkmal - eine manchmal schon überfordernde Detailflut.
Im Laufe der Wochen und Monate - nach 5 Monaten konnte ich keine weitere Veränderung mehr feststellen - wird diese immense Durchlässigkeit domestiziert: Es gibt nicht weniger Details, sie sind aber nun perfekt in ein rundes (nicht verwechseln mit langsam!!!!!!), harmonisches und unangestrengtes Klangbild integriert.
Der Bass wird mit der Zeit (2-4 Wochen) enorm tief, jedoch keineswegs aufgebläht und behält seine komplette Durchzeichnung. In ungefähr dem gleichen Zeitraum erfahren die Höhen eine Veränderung zum Natürlichen, wirken in einem höheren Sinne "richtig".
Der Raum weitet sich deutlich aus, begeistert nach einigen Wochen mit einer sehr klaren und greifbaren Einteilung in Breite und Tiefe. Instrumente und Stimmen bekommen einen Körper.

Was soll ich schreiben, alle Versuche einer klanglichen Einordnung landen zwangsläufig bei der Beschreibung der angeschlossenen Geräte oder - im Idealfall - bei der Schilderung des Originals - soweit das in den heimischen vier Wänden überhaupt geht.
Geben Sie ihren Kunden einfach den Tipp, sich durch die etwas langweilige, "normale" erste Zeit mit diesen Kabeln durchzubeißen, um schließlich dort zu landen wo eines jeden Musikliebhaber erklärtes Ziel liegt: Musik zu hören und nicht mehr die Anlage.

Ein größeres Kompliment kann ich einem Produkt der HiFi-Branche definitiv nicht machen.
Viel Erfolg mit der Ramses-Linie und herzliche Grüße,

Stefan Gawlick
Den offiziellen Test werden Sie in image hifi 45 im April oder Mai lesen können.