Eine gänzliche andere Bedeutung als bei NF-Kabeln hat die Kabelkapazität bei Lautsprecherleitungen.
Aufgrund der vorliegenden Impedanzverhältnisse (Ein- und Ausgang sind sehr niederohmig, in der Regel zwischen 0 und 20 Ohm abgeschlossen) hat die Kapazität des Lautsprecherkabels fast keine Auswirkungen auf den resultierenden Frequenzgang im Übertragungsbereich, wie leicht aus Formel oder Tabelle ersichtlich.
Für unser LS-Kabel TMR RAMSES ergibt sich so z.B. für einen angenommenen Innenwiderstand der Endstufe von 1 Ohm (typisch ist 0.2 Ohm) bei drei Metern Länge eine Grenzfrequenz von immerhin 53 MHz, das sollte ausreichen ;-).

Man kann hier sogar einen hohen Kapazitätswert mit einiger Berechtigung als Vorteil sehen, da zu hohen Frequenzen hin die Impedanz sinkt, und so im Gegensatz zu einer weitverbreiteten Meinung kein Höhenabfall zu befürchten ist, sondern eher theoretisch das Gegenteil.
Hohe Kapazitäten bei Lautsprecherleitungen stellen allerdings hohe Anforderungen an die Stabilität des Endverstärkers.
Dieses Problem sollte allerdings nicht mit der Problematik einer kapazitiven Last (z.B. elektrostatischer Lautsprecher) verwechselt werden. Letzteres stellt aufgrund des komplexen Blindwiderstandes der Last sehr hohe Anforderungen an die Stromlieferfähigkeit und Stabilität des Netzteiles sowie an die maximale Verlustleistung der Leistungstransistoren, während eine hohe Kabelkapazität (meistens in Verbindung mit sehr niedriger Induktivität) mehr die Schwingneigung der Endstufe provoziert, da hier aufgrund der Kabelwerte ein Schwingkreis extrem hoher Frequenz (einige zig MHz) und extrem hoher Güte vorliegt.

Es gibt zwei technische Gründe für hohe Kabelkapazität, Leiteranordung und Dielektrizitätszahl des Isolierstoffes. Der erste Punkt ist gut, der zweite Punkt schlecht für den Klang.
Beginnen wir mit dem zweiten.
Je schlechter das Dielektrikum (je höher die Dielektrizitätszahl), desto größer die Kapazität, da z.B. beim idealen Plattenkondensator (nur angeführt, um grundsätzliche Abhängigkeiten zu verdeutlichen)

 

C = ε × ε r × A/a

mit
C = Kapazität [F]
ε = Dielektrizitätskonstante = 8.855 ×10 -12 F/m
εr = Dielektrizitäts- oder Permittivitätszahl (Luft = 1)
A = geladene Oberfläche der Platten [m²]
a = Abstand zwischen den Platten [m]

Aus vielerlei Gründen sollte die Dielektrizitätszahl des Isolators zur Erzielung größtmöglicher Klangqualität möglichst niedrig sein.

Eine hohe Kabelkapazität aufgrund des Leiteraufbaus ist allerdings schon fast ein Qualitätsmerkmal guter Lautsprecherkabel.

Um elektrische Energie möglichst frequenzunabhängig und verlustarm weiterzuleiten, ist eine möglichst hohe Homogenität des elektromagnetischen Feldes zwischen Hin- und Rückleiter zwingend notwendig.
Homogenität eines elektrischen Feldes wird dann erreicht, wenn die senkrecht aus dem Leiter aus- und eintretenden Feldlinien zwischen Hin- und Rückleiter parallel laufen. Je dichter die beiden Leiterflächen zusammenstehen, desto homogener und störunanfälliger ist das resultierende elektrische Feld.
So kommen wir schnell aufgrund der großen, sich direkt gegenüberliegenden Leiteroberflächen und kleinen Abstände zu einer hohen Kabelkapazität. Diese allein wäre aufgrund ihres Wertes (einige Nano-Farads) für den Verstärker selbst unkritisch. Solche Fälle werden bei der Verstärkerkonstruktion insoweit berücksichtigt, daß man den Innenwiderstand der Endstufe zu sehr hohen Frequenzen hin leicht ansteigen läßt.

Leider kommt noch aufgrund der geringen Leiterabstände eine sehr niedrige Leitungsinduktivität hinzu, so daß wir es mit einem Resonanzkreis sehr hoher Güte und vor allen Dingen sehr hoher Frequenz zu tun haben. Die Resonanzfrequenz liegt weit oberhalb des Übertragungsbereiches der Endstufe, so daß aufgrund der resultierenden Phasendrehungen aus einer Gegenkopplung schnell eine Mitkopplung wird, bzw. die Endstufe zum Schwingen angeregt wird.
Ein Verstärker, der sich so durch ein angeschlossenes Stück Draht aus der Fassung bringen läßt, ist im übrigen eine unvollständige oder Fehl-Konstruktion.
Bei gut konstruierten Verstärkern registriert dies eine Schutzschaltung und schaltet den Verstärker von seiner Last oder es wird von vornherein Sorge getragen, daß dieser Betriebsfall gar nicht erst auftreten kann.

Zur (nachträglichen) Lösung dieses Problems bieten sich zunächst zwei Wege an:
Zum einen kann man die Güte des Resonanzkreises durch Erhöhung des Leiterwiderstandes (geringerer Querschnitt) verringern und dadurch bedämpfen, oder durch Erhöhung der Leitungsinduktivität die Resonanzfrequenz in ungefährliche Bereiche senken.
Beides sind allerdings Maßnahmen, die dem erklärten Ziel, nämlich höchstwertige Signalübertragung, diametral gegenüberstehen.
Eine Erhöhung des Leiterwiderstandes geht u.a. zu Lasten des Dämpfungsfaktors des Verstärkers und eine konstruktive Erhöhung der Leitungsinduktivität u.a. zu Lasten der Homogenität des elektrischen Feldes (z.B. größerer Leiterabstand).

Falls also der Verstärker hochkapazitive Kabel von sich aus nicht verkraftet, bleiben also nur "kabelexterne" Lösungen wie die Reihenschaltung einer L-parallel-R-Kombination übrig, wobei diese eine extrem niederohmige Induktivität (ein paar Mikro-Henrys) darstellt, die von einem Widerstand (ein paar Ohm) überbrückt wird. Diese Schaltung kann entweder direkt im Verstärker oder als Zusatzgerät eingebaut werden und verändert nicht den Klang, sondern ändert nur die Impedanzverhältnisse weit oberhalb des Übertragungsbereichs.
Der genaue Wert der Induktivität hängt von der Bandbreite des Verstärkers und der Höhe der zu erwartenden Kabelkapazität ab.
Einige sehr als extrem breitbandig arbeitende bekannte Verstärker (z.B. Sp******) sind z.B. daher nur in Verbindung mit bestimmten "Kästchen-Kabel" betreibbar.

Die Impedanzverhältnisse des Lautsprechers haben übrigens auf obige Geschehnisse in der Praxis nur wenig Einfluß.