Von der Beschäftigung mit Stromsystemen am Beispiel einer Netzleiste von TMR

Von H. Benver (im Februar 2001)

Die gewählte Überschrift, so mag der geneigte Leser zunächst argwöhnen, klingt ein bißchen blumig. Letztlich geht sie aber in Ordnung, weil sie gleich zwei Wahrheiten zum Thema vermittelt: die Energieversorgung der Gerätschaft ist Konzeptsache, die nur bei Beachtung vieler Wechselwirkungen und Sekundäreffekte Zusatznutzen gegenüber "plug and play" haben wird und die Investition von Zeit geht über alles, da sich nicht wenige Phänomene in diesem Bereich gegen rein rationale Erklärungen und Berechenbarkeiten aus der Hochfrequenzphysik sperren und stattdessen schlicht erfahren werden müssen.

Der britische Physiker und Stromforscher Ben Duncan hat unlängst in einem Vortrag am Massachusetts Institute of Technologie (MIT) das Produkt, das wir uns an der Wandsteckdose abholen, mit dem Werkstoff eines Möbeltischlers verglichen. So wie der kunstfertigste Meister die Limitierungen, die ihm minderwertiges Holz auferlegt, durch sein handwerkliches Geschick nicht mehr ausgleichen kann, so wird das durch Hochfrequenzschmutz und Klirr, Spannungsschwankungen aller Art (Spikes), DC, Impulspakete etc. verseuchte Lichtnetz seine Effekte auf die versorgte Elektronik haben.

Die Verunreinigungen des Stromnetzes sind heute derart umfassend, daß ihre elektrischen Auswirkungen im Ergebnis die Signalverarbeitungsparameter der Audiogeräte nachhaltig negativ beeinflussen. Verursacher sind zum einen Geräte, die mit hochfrequenten Betriebsspannungen arbeiten (Taktgeneratoren für PC, CD und Wandlertechnik, Mikrowellen, Timer, Tuner, TV und Video, DAT, Neonröhren u.v.a.) zum anderen Erzeuger sog. transienter Störspannungen oder Gleichspannungen (Haartrockner, Staubsauger), mechanische Schaltvorgänge (z.B. Lichtschalter, Kühlschränke), Kollektormotoren sowie beinahe alle industriell genutzten Fertigungs- und Produktionsanlagen).

Diese Demodulationen bewirken Kompressionseffekte und Veränderungen in der Darstellung des Oberwellengehaltes melodieführender Instrumente. Das Ergebnis sind Lästigkeiten, tonale Verschiebungen und Einschränkungen bei Plastizität und Stabilität, also Pfui.

Die Entwicklung und Vermarktung adäquater Heilmittel ist interessanterweise nationalen Modeerscheinungen unterworfen. Was dem Amerikaner sein Power-Conditioner ist dem Briten seine sternförmige Masseführung und seine Superclamp. Zum Behufe optimierter Erdung treibt der englische Audiophile gern Reinkupferstangen in seine Vorgärten, das Gerücht sagt, mitunter auch durch Versorgungsleitungen, um diese dann über "cables defenitely most thick" durch die angebohrten Hauswände mit den Komponenten oder dem "Distributionblock" zu verbinden. Very strange indeed. Der Deutsche trennt häufig galvanisch und filtert Hochfrequenz. Vor allem liebt er schöne, teure, dicke Netzkabel.

Eines indes brauchen sie alle: Verteiler des wie auch immer bearbeiteten Stromes, sprich Netzleisten.

Die bringt uns zum Thema und zu einem Pionier der Spannungsaufbereitung in Deutschland: Thomas-Michael Rudolph und seine Berliner Firma TMR. Anfang der 90er gab es neben ihm bestenfalls noch Kühn senior und Manni Bayer, die sich dem Thema mit unterschiedlichen Konstruktionen und Prinzipien näherten. Jüngster Sproß der mittlerweile umfassenden Produktpalette ist also besagte Netzleiste. Die massive Aluminiumleiste hat 7 Steckplätze, die Einsätze sind von hoher Güte. Verbunden werden diese durch 12 qmm dicke, massive Kupferstangen. Jeder Steckplatz ist ferner mit einem hochwertigen Kondensator versorgt, der die direkten Hochfrequenzeinstreuungen am Kontaktpunkt eliminieren soll. Grundsätzlich, so Herr Rudolph, habe man sich die Leiste aber als reinen Verteiler und nicht als Filterelement vorzustellen.

Die Stromzuführung erfolgt über ein Kabel mit Kupferlitze hohen Querschnitts, pro Ader einzeln mit Ferritpaste ummantelt und HF-geschirmt. Die Ferrite sollen die involvierte Störenergie nebenwirkungsfrei in Wärme umwandeln und so zumindest Teilen des Übels den Garaus machen. Das gleiche Netzkabel ist auch separat bei TMR erhältlich und wurde gemeinsam mit der Leiste, quasi als Konzeptlösung, beurteilt.

Bei der Testanlage kam verstärkungsseitig der Integrierte aus gleichem Hause zum Zuge. Im wesentlichen handelt es sich hier um eine geregelte Endstufe mit getrennten Stereokanälen und innerhalb des Gehäuses ebenfalls komplett separiertem Netzteil. Als Quelle diente vor allem der Upsample-Player EMC 1 von Electrocompaniet, der seinen bereits legendären Ruf völlig zu Recht genießt. Der Verstärker lieferte seine Signale an die Hornlautsprecher Köchel (nach Mozart´s Werksverzeichnis) K 300. Diese sind das Ergebnis der lang gehegten Entwicklungsleidenschaft des audiophil kontaminierten koreanischen Toningenieurs und Großindustriellen P.Y. Park, der aus reiner Passion eine kleine Highend-Sparte innerhalb von Marshall Industries unterhält, die sich ausschließlich mit der Fertigung dieses 100 dB Horns und seiner kleinen Schwester befasst. Der Lautsprecher hat die Maße einer Kühlgefrierkombination, klingt aber entschieden besser. Er klingt dank edelster Zutaten und 30-jähriger Erfahrung der Ingenieure bei der Entwicklung von professionellen Beschallungssystemen für Studiotechnik sowie Opern-, Kino- und Konzertbühne (und bei der Vermeidung ihrer häufigen Fehler) nach Meinung des Verfassers sogar besser als jedes andere Hornsystem des Planeten.

Die Lautsprecher wurden über die Spitzenstrippe aus dem Hause XLO (auch Innenverkabelung), Signature 5.1, mit dem Verstärker verbunden. Als Kleinsignalleiter diente ebenfalls ein 5.1 Signature in der NF-Variante sowie ein 1030 von Kimber aus der Select-Serie. Die Anlage ist mit ihrem eigenen Stromkreis über Schmelzsicherung abgesichert, im Anschluß an den Sicherungskasten münden 6 m Quattro Reference Netzkabel in einen Gleichspannungsfilter. Dannach teilt sich die Anlage in einen analogen und einen digitalen Zweig, die Digitalgeräte werden über den Verteiler "Octopus" der Firma Einstein versorgt und zuvor gefiltert (HF). Als Verkabelung dient durchgehend das "Neutral Reference" vom Netzspezialisten Cardas. Zusatzmaßnahmen wie Trenntransformatoren oder weitere, noch intensivere HF-Filterung blieben zunächst außer Betracht.

Im Rahmen des Tests wurde die Cardas-Verkabelung nun ebenfalls durchgängig gegen TMR-Netzkabel (inklusive Verstärker) ausgetauscht und an die Stelle des Einstein trat die neue Filterleiste.

Mit dieser Konfiguration war allerdings zunächst kein Blumentopf zu gewinnen, zu eng, harsch und unorganisiert, bei höherer Lautstärke sogar regelrecht lästig klang der erste Durchgang.

Danach ergab sich eine 10-tägige grippebedingte Zwangspause. In der Zwischenzeit wurden starke Verbraucher über die Leiste angeschlossen und auch die Netzkabel mussten zwecks Einspieleffekt rund um die Uhr Strom leiten. Die Veränderung nach besagter Pause war verblüffend. Zwar sind natürlich auch bei Netzkabeln Formatierungs- oder besser Kristallisierungseffekte an der Tagesordnung aber in dieser Größenordnung war das von mir noch nicht erlebt worden. Es ergaben sich in der Folgewoche noch weitere Verbesserungen und nach annähernd 3 Wochen konnte man von einem gewissen Status Quo in der Wiedergabe ausgehen:

Das Klangbild war nunmehr deutlich dunkler timbriert, wohlgeordnet und plastisch. Als erstes fiel mir der Umfang der Tieftoninformation auf, bei "Fat babies have no pride" von Lyle Lovett´s phantastischem Album "I love everybody" eröffnet Russ Kunkel mit einem Schlagzeuglauf, der mit solcher Wucht und Präzision in den Raum platzte, dass ich mich ernsthaft erschrocken habe. Gleichzeitig war der Oberbaß staubtrocken und äußerst konturiert. Der Tiefbaß reichte weit hinab und gab der Musik genau das Fundament auf welchem sie gründen muß um aus der Tiefe heraus natürlich reproduziert zu werden. Die Orgel im "Weihnachtslied" der "Cantate Domino" (Zounds-remastering) zeigte dies ebenso deutlich wie die Ouvertüre zur Oper "Tosca" (Karajan Einspielung, nunmehr auf Decca´s legendary performances). Die Orgelpfeifen entließen hörbar mehr Luft in den Raum und bei den komplexen Orchesterpassagen blieben die tiefen Töne noch etwas stabiler, schien die Energieverteilung noch stimmiger, weil müheloser. Der ohnehin nicht gerade von Stromlieferproblemen geplagte Verstärker pumpte scheinbar mehr souveräne Watt, so hätte man zumindest interpretieren können, was da wahrnehmbar wurde.

Die mikrodynamischen Fähigkeiten waren ausgeprägt und beließen feinste Lautstärkeabstufungen ohne Verschleifungen und Verwaschungen. Gerade so eindringliche und farbstarke Stimmen wie die von Shawn Mullins oder Johnny Cash brauchen für Authentizität die ganze tonale Palette und eine ausgeprägte Feindynamik. Letzterer hat mit der Nr. 3 seiner "American recordings" ein Meisterwerk an Intimität und Stimmungen abgeliefert. Man hört bei "Nobody", "Wayfaring stranger" oder "Mercy seat" einfach sein Alter, seine Traurigkeit, seine Abgeklärtheit und vor allem, dass da einer ganz genau weiß, wovon er singt. Wenn man sich dann zwingt - was man eigentlich wirklich nicht sollte - nachzuvollziehen, was genau denn nun die eigene Nähe zum Interpreten ausmacht, stellt man fest, dass es die Exaktheit von Intonation und Stimmodulation ist. Die Kehligkeit und Rauhigkeit, die Unsauberkeiten der Gesangstechnik bei den Konsonanten und die ganzen "bronchialen Nebengeräusche", all dies verband sich zu einem absolut stimmigen Ganzen, zu einem mittendrin statt nur dabei. Shawn Mullins ist halb so alt, aber mit der wohl besten Stimme der New Country Generation gesegnet. Auf dem Album "Soul glow" singt er "Twin rocks, Oregon" nur zur Gitarre, das Ergebnis dieser wunderschönen Außenseiterballade ist magisch, wenn alles stimmt. Die akustische Gitarre wird mal hart angerissen, mal sanft gepickt und ist derart genau fokusiert, dass zusammen mit der ebenfalls exakt abgebildeten Stimme der Sänger mittig zwischen den Lautsprechern, sitzend auf einem Barhocker, lokalisiert werden konnte. Genau so soll es sein.

Die musikalische Ausdruckskraft und dynamische Bandbreite sind für mich weitere Kriterien realistischer Wiedergabe. Wenn Peter Himmelman auf "Flown this accid world" in "Untitled" als Jude von einer zum Horrortrip gewordenen Taxifahrt mit einem Neonazi in sturmgepeitschter Nacht erzählt, werden seine Gefühle durch die dynamische Tour de Force seiner Band reflektiert. Dabei spielen die Jungs wie ein Metronom auf den Punkt und sorgen beim Hörer für eine regelrechte Sogwirkung (geht jedenfalls mir so). Hier habe ich die Belastungsgrenze von Mensch und Material bei -10 db mal so richtig ausgelotet, ohne Reue, ohne Kompression, ohne ungnädiges Plärren der E-Gitarren. Alles blieb stabil und unangestrengt. Auch Janis Ian´s herbe Schilderung der Christianisierung Südamerikas auf "The Mission" erbrachte keine andere Erkenntnis, Steve Gadd´s Percussionskanonaden entstanden dreidimensional und nachvollziehbar auf der imaginären Bühne verteilt.

Bei all dem bin ich mir im übrigen sehr wohl bewußt, dass es hier lediglich um die Stromversorgung geht und dabei auch lediglich um einen Teil derselben. Aber so ausgeprägt sind die diesbezüglichen Effekte nun mal. Je mehr an einer hochwertigen Kette grundsätzlich schon stimmt, desto deutlicher werden die Feinheiten hervortreten, umso schwärzer wird der Hintergrund und umso entschlackter und grob- wie feindynamisch befreiter wird sich das Klangbild präsentieren, wenn sich der Störnebel erst einmal lichtet. Da wir jetzt aber nur noch sehr begrenzt filtern, nämlich durch die Kabelferrite, und ansonsten das Motto "Hubraum satt Spoiler" gilt, kann das gute Ergebnis des TMR Konzeptes daran allein kaum liegen. Zwar blieb sowohl der eigene Stromkreis, als auch die Gleichspannungsfilterung erhalten, aber eine HF-Filterung findet ansonsten nicht statt.

Dies bringt mich zu einer im Verstärkerbau altbekannten Theorie, jener von der Beimischung eines wohldosierten Klirr zwecks "Vernatürlichung" der Mittellagen. Mit keinem anderen Prinzip arbeitete in den 80er Jahren auch das hoch gepriesene Studiogerät Aphex. Indem die Gesangsspur gehörphysiologisch korrekt verklirrt wurde, sollte die natürliche Anmutung der Stimmwiedergabe erhöht werden. Was die Toningenieure durch übertriebenen Aphexeinsatz in dieser Zeit an Aufnahmen versaut haben, geht übrigens auf keine Kuhhaut. Möglicherweise ist aber das Fehlen bewegter Teile in der Netzleiste, der leichte Filterabschluß der Steckplätze sowie des Netzkabelmaterial und natürlich die enorme Stromlieferfähigkeit des Ganzen die Erklärung für die Homogenität dieser Lösung. Das ist es auch, was am Ende hängen bleibt: ein Eindruck von tonaler Geschlossenheit, von druckvoller Ganzheitlichkeit des musikalischen Geschehens. Vielleicht schadet ein bißchen weniger Filterung ja gar nicht, solange bestimmte andere Qualitäten gewährleistet sind.

Das es in Einzeldisziplinen noch besser geht, zeigte indes die Rückkehr zum urspünglichen System. Mehr musikalische Raffinesse, mehr Detailinformation und auch mehr Farbigkeit waren möglich. Mehr Tieftoninformation, mehr Energie und mehr Homogenität hingegen nicht. Die Unterschiede waren deutlich hörbar und sind umso interessanter als ein Netzkabel nichts hinzufügen, sondern nur Strom leiten, Einstreuungen abschirmen und - ohne weitere Maßnahmen auch nur in Grenzen - HF vernichten kann. Die relative Filterwirkung beider Systeme ist auch vergleichbar und so zeigt sich, dass die eigenständige klangliche Identität beider Lösungen nicht so ohne weiteres erklärt werden kann. Kompensationseffekte können jedenfalls auch ausgeschlossen werden, alle eingesetzten Verbinder arbeiten hochgradig linear und über das gesamte Frequenzband sehr ausgewogen.

Mann kann jedenfalls mit der Netzleiste und den Netzkabeln von TMR hervorragend leben, wenn man den Systemgedanken berücksichtigt. Einzelmaßnahmen wie mal hier ein Kabel oder dort nur die Leiste halte ich für nicht besonders zielführend, wobei die Leiste mit Fremdprodukten durchaus gut harmoniert. Aber im Verbund entsteht mehr als die Summe der Teile und das sollte man nutzen. Vor allem entsteht etwas eigenes, das sich durch die Beschreibung der Einzeldisziplinen kaum beschreiben lässt. Das System drückt dem Klangbild einen kleinen eigenen Stempel auf: Tendenz erdig, ehrlich, verlässlich. Etwas mehr Kaltblut als Araber. Dies allerdings im besten Sinne und vermutlich, so meine Erfahrung, auf die Verwendung der Ferritpaste zurückzuführen.

Schlußendlich glaube ich, dass Hisayoshi Nakatsuka, Mastermind und Chef des japanischen Analogtempels ZYX doch recht hat. Er sagt nämlich, dass gute Wiedergabe sich vor allem durch eine intakte Reproduktion der Zeitachse auszeichnet. Diese ist ebenso wie die Signalamplitude von Natur aus ein Kontinuum. Je mehr Strom fließt, desto eher die Chance, dass die zeitbezogenen, rhytmischen Verhältnisse der Originalinformationen zueinander gewahrt bleiben. Und das es nirgendwo eine Netzleiste gibt, in der mehr im Fluß ist, dürfte absolut feststehen. Das die Rückkehr zum alten System nicht wirklich zwingend ist, sondern nur ohne Reue möglich auch. Und wenn man jetzt noch der Vollständigkeit halber erwähnt, dass das Cardas/Einstein-System das 6 fache kostet, dann wird klar, wie außerordentlich sich TMR hier geschlagen hat. In der vergleichbaren Preisklasse wird´s jedenfalls zappenduster.

Alles im Fluß, 2.Teil
eine notwendige Ergänzung

Von H. Benver

Nach den ebenso positiven wie vielfältigen Erkenntnissen in Bezug auf die TMR-Kombi (Leiste plus Netzkabel), soll nunmehr noch zwei offenen Fragen nachgegangen werden: wie schlägt sich die Leiste allein, bzw. im Verbund mit Fremdprodukten und muß sie wirklich wochenlang am Netz nuckeln, bevor sie den Hintern final hochkriegt?

Die zweite Antwort kann schneller gegeben werden, lautet ja, und wird daher vorangestellt.
[Wir (TMR) hatten Herrn Benver zu diesem Zweck zusätzlich zwei fabrikfrische TMR STL 7a zur Verfügung gestellt].
Da man bei den allermeisten Audiophilen die Stromversorgung in die Tonne hauen kann, verwundert im übrigen auch nicht, dass dieser eigentlich sehr deutliche Einspieleffekt häufig nicht unmittelbar bemerkt wird.
Natürlich ist der Leistungsschub durch die TMR-Netzleiste auch im "unaufgewärmten" Zustand von solcher Ausprägung, dass des öfteren sicher nur dieses A/B-Ergebnis antizipiert und die weitere Entwicklung schlicht nicht wahrgenommen, oder als Teil der ohnehin schon erzielten Verbesserung missdeutet wird. Jedenfalls ist der Zugewinn, den die Netzleiste auch innerhalb sehr hochwertigen Ketten darstellt, erst nach einigen Wochen wirklich zu bewerten, vorfristige Urteile können nicht abschließend sein.
Dies gilt umso mehr, wenn die Stromversorgung in der betreffenden Kette auch schon bisher mit Sorgfalt realisiert wurde. Bei bereits vorhandenen hochwertigen Lösungen sollte mit einer endgültigen Beurteilung daher bis drei Wochen nach der ersten Inbetriebnahme der Leiste abgewartet werden.

Zur gesonderten Bewertung der Qualitäten der Netzleiste wurde diese dann mit den "Neutral Reference" Netzkabeln von Cardas verbunden, die ihrerseits die Komponenten versorgten.
Zuvor hatte sich beim Systemvergleich in der Summe der Eigenschaften eine Art Patt ergeben, mit leichten Vorteilen der Verbindung Einstein (Filterleiste) und Cardas gegenüber der weitgehend ungefilterten TMR-Kombi. Hierbei muß natürlich berücksichtigt werden, dass der Einstein-Leiste mit einer Stromverkabelung auf die Sprünge geholfen wurde, neben der die TMR-Kabel doch die deutlich reduziertere und auch ca. 10-fach günstigere Variante darstellen. Nunmehr vergleichbar aufgerüstet hatte sich das Thema denn auch mit Schallgeschwindigkeit erledigt.

In allen Disziplinen legte die Wiedergabe zu, wenn die TMR-Netzleiste die Einstein ersetzte. Der Schwerpunkt lag hierbei auf den schon in Teil 1 ausführlich dargestellten Qualitäten, wobei nunmehr Feinauflösung, Detailreichtum und vitale Spritzigkeit auch in den höheren und höchsten Regionen das außerordentliche Niveau der Tief- und Mittellagen erreichten.

An den Frequenzenden franste jetzt auch oben gar nichts mehr aus, schön zu hören bei Bill Morrisey oder Bob Neuwirth. Ersterer ermahnt den Hörer "You´ll never get to heaven if you don´t stop drinking" unter Zuhilfenahme eines grob- wie feindynamisch exzeptionellen Songjuwels, welches Becken und Bläser farbreich auffächert und klanglich alles so richtig schimmern läßt.

Das Ein- und Ausschwingen war nun noch deutlicher herausgearbeitet, Taumelbewegungen der Becken meinte ich förmlich zu sehen, das Blech schien frisch geputzt. Erstaunlich war, dass den Pausen in diesem Lied nun vernehmlich mehr Gewicht zukam, ihr Bezug zum rhythmischen Kontext offensichtlicher wurde und daher alles noch mehr vorangetrieben wurde.

Bob Neuwirth ließ für sein herausragendes Album "Havanna Midnight" seine schönsten Singer/Songwriter-Perlen der letzten 30 Jahre von einem kubanischen Song- und Jazzarrangeur (eine Art Gil Evans aus Havanna) bearbeiten und teilweise vollständig umformen.

Was dabei herauskam ist ebenso ungewöhnlich wie schön und in dieser stilistisch auf höchstem Niveau herbeigeführten Ergänzung und Vermischung wohl einzigartig.

Die kunstvolle und naturalistische Aufnahme ist kongenial gemastert und enthüllte nun noch mehr Fein(st)heiten und Atmosphäre. Die enorme Vielzahl an perkussiven Elementen wirkte verzahnter und gleichzeitig noch präsenter, der Raum dehnte sich rückwärtig hörbar weiter aus, die knarzige Stimme Neuwirths stand noch plastischer vor den Instrumenten.

Querchecks mit der Einstein-Leiste bestätigten das Ergebnis ein ums andere Mal. Stets schien etwas zu fehlen, wirkte das Klangbild unruhiger und weniger energisch, vergleichbar mit einem an Körperspannung verlierenden Tänzer.
Auch orchestrale Werke konnten in der Abbildungsqualität noch zulegen, gerade die Durchhörbarkeit großer Klangkörper (Händels Feuerwerksmusik, Solti mit dem LSO / Berlioz´ Symphonie fantastique unter Kleiber) war besser gewahrt, die Übersicht auch im Tutti gelang noch eindrucksvoller als mit der Einstein. Sogar die urdeutsche Kunstform des klassischen Liedgesangs profitierte vom Leistendickschiff. Schubert´s "Winterreise" wirkte auf mich weniger artifiziell, anrührender.

Die optimierte Versorgungslage schien den Player irgendwie zu "beseelen", auch jenseits standardisierbarer Hifi-Einzelkriterien wurde das Gesamterlebnis gefördert und bereichert.

Also, klares Ergebnis: der für mich bis dato beste Verteiler macht hier nur den zweiten Sieger. Zu zwingend distanziert die neue TMR-Netzleiste bei gleichem Preis (ca. 500 DM) das Einstein-Produkt in allen relevanten Bereichen der Wiedergabe. Ein definitiver "best buy" mit - wie gesagt - langer Startphase, der langsam aber gewaltig kommt und dann nicht mehr wegzudenken ist!